Archiv für den Monat März 2014

Gerhard Riegler: Bildungsfreiheit

QUINtessenzen

Beschädigtes Image der LehrerInnen, Sokrates, rumänisches Datenleck, TALIS-Verbot, ganz zu schweigen von der Kommunalkredit … – die vormalige Herrin am Minoritenplatz hat einiges hinterlassen, mit dessen Aufarbeitung wir alle noch lange zu kämpfen haben werden.

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Ein Kennzeichen Schmiedscher Bildungspolitik war die Konstruktion Potemkinscher Dörfer mit Hilfe bunter Inserate und Broschüren. „NMS – und alles wird gut!“ war, frei formuliert, einer ihrer größten Propaganda-Schmähs. Wer sich für die NMS-Reform neben den Zusatzressourcen auch mehr pädagogische Freiheit erwartet hatte, wurde bitter enttäuscht. Die Ex-Bankerin setzte auf Planwirtschaft pur. Egal ob Lechtal oder Neulerchenfeld, die NMS hatte überall nach demselben Konzept umgesetzt zu werden. Nur Naive und „ExpertInnen“ – ob es sich dabei um eine Tautologie handelt, sei dahingestellt – erwarteten sich das NMS-Wunder.

Selbst Neo-Unterrichtsministerin Heinisch-Hosek musste jetzt gegenüber der „Presse“ eingestehen, dass bei der NMS „nicht immer alles optimal funktioniert“. „Schönreden war gestern“, schreiben die Autorinnen des…

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Mathematiknachhilfe für Michael Häupl

Matthias Hofer

Dass man als Wiener Bürgermeister nicht einmal überschlagsmäßig rechnen können muss, hat Michael Häupl mit seiner Ankündigung „Gratisnachhilfe für alle Wiener Schüler zwischen 6 und 14 Jahren“ eindrucksvoll bewiesen.

Über die Presse lässt er ausrichten, dass für dieses Vorhaben zwischen 18 und 20 Millionen Euro budgetiert seien und dass sich durch diese Maßnahme Wiens Eltern 600 Euro pro Jahr an Nachhilfekosten ersparen würden. (1)

Wie man auf der Homepage der Statistik Austria leicht nachlesen kann, betrifft dies in Wien rund 133.000 Schüler (99.000 in Volksschule, Hauptschule und NMS, 3.000 in der Sonderschule und 31.000 in der AHS-Unterstufe). (2) Pro Schüler wären das daher ca. 135 bis 150 Euro. Jede Wiener Familie müsste demzufolge mindestens 4, viele von ihnen sogar 5 Kinder im Alter von 6 bis 14 Jahren haben, um auf die oben erwähnten 600 Euro Nachhilfekosten zu kommen. Doch die Statistik Austria liefert gerade einmal 1,6 Kinder pro Wiener…

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Gerhard Riegler: Keine Träne

QUINtessenzen

BM Heinisch-Hosek hat anscheinend die tatsächlichen PISA-Ergebnisse erfahren. Vielleicht ist mir dies über meinen aktuellen Leitartikel in den ÖPU-Nachrichten gelungen. (1)

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Offensichtlich hat sie realisiert, dass

  • Österreich vier der fünf Gesamtschulstaaten des hohen Nordens hinter sich lässt,
  • Österreich zu den Staaten gehört, in denen die Mathematikleistung am wenigsten vom sozioökonomischen Status des Elternhauses abhängt,
  • in den Gesamtschulländern Polen, Dänemark und Finnland diese Abhängigkeit europaweit am größten ist,
  • in Österreich im internationalen Vergleich wenige 15-Jährige Mathematik-Nachhilfe bekommen,
  • in Finnland doppelt so viele SchülerInnen Mathematik-Nachhilfe nehmen,

Offensichtlich hat die neue Unterrichtsministerin auch realisiert, was PISA in Kombination mit PIRLS/TIMSS aufzeigt: Die Rückstände unserer SchülerInnen auf die anderer Staaten

  • entstehen vor Schuleintritt und während der Gesamtschule Volksschule und
  • werden während der differenzierten Sekundarstufe I deutlich reduziert.

Diese Befunde passen natürlich gar nicht zur Gesamtschul-Apotheose. Daher erließ BM Heinisch-Hosek ganz einfach den Befehl, keine PISA-, TIMSS- und PIRLS-Daten mehr zu erheben. Österreichs Bevölkerung…

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Schulautonomie und Flügel heben in grün-pinker Manier

Matthias Hofer

„Es müssten nur die gesetzlichen Voraussetzungen geschaffen werden, damit alle neun AHS-Unterstufen als Modellversuchsschulen geführt und die übrigen Hauptschulstandorte rasch zu Neuen Mittelschulen umgewandelt werden können.“

So soll es also nach den ach so basisdemokratischen Grünen im Verein mit den NEOS funktionieren:

Vorarlberger Hauptschulen, die aus freien Stücken und ganz absichtlich keine Neue Mittelschule wurden (das sind drei Hauptschulen im Bregenzerwald und die Hauptschule Lech) werden per Gesetz zu einer solchen.

Die neun Vorarlberger AHS-Unterstufen, die aus guten Gründen keine Kooperationen mit der NMS eingegangen sind und auch keine Versuchsschule zur Gesamtschule werden wollen, werden per Gesetzesbeschluss zu solchen.

Die beteiligten Schulpartner vor Ort werden ignoriert, der Nationalrat in Wien beschließt was im Bregenzerwald gut ist und daher zu geschehen hat. Schulautonomie und Flügel heben in grün-pinker Manier eben …

Link zum Antrag:
http://www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/XXV/A/A_00131/index.shtml

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Krähe oder Ärztin?

QUINtessenzen

Apollon verliebte sich in Koronis. Als sie von ihm ein Kind erwartete, sandte er zu ihrer Bewachung einen wunderschönen, weißen Singvogel. Koronis wurde Apollon untreu und verliebte sich in einen Sterblichen. Der Vogel meldete dies sofort seinem Herrn. Apollon, erzürnt über diese Nachricht, bestrafte den Überbringer der schlechten Botschaft. Er änderte die Farbe seines Gefieders in Schwarz und verdammte das arme Tier, zu krächzen anstatt zu singen und fortan bevorstehendes Unheil anzuzeigen. Die Krähe ward erschaffen.

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„BIFIE-Leaks“ ließ mich an diese Geschichte aus der griechischen Mythologie denken. BM Heinisch-Hosek und die jetzigen BIFIE-Direktoren müssen sich mit einem Chaos herumschlagen, das ihre Vorgänger (1) hinterlassen haben. Immer wieder haben alle Schulpartner Zweifel an der Datensicherheit geäußert und auf diesbezügliche Probleme in anderen EU-Staaten hingewiesen. Und immer wieder wurde uns mit Überheblichkeit und mildem Lächeln mitgeteilt, dass so etwas in Österreich – angesichts der Kompetenz der Verantwortlichen – natürlich niemals vorkommen könne…

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Landestag des AAB Tirol mit klaren Aussagen zur Bildungspolitik

hofer_mikl_palfrader_platter_kleinAm 1. März 2014 fand der 20. Ordentliche Landestag des AAB Tirol im Congresspark Igls statt. In dessen Rahmen wurde LR Dr. Beate Palfrader zur neuen Obfrau des AAB Tirol gewählt.

Während ÖAAB-Bundesobfrau BM Mag. Johanna Mikl-Leitner der Gesamtschule mit den Worten „nicht für alle die gleiche Schule sondern für jeden die individuell beste Schule“ eine klare Absage erteilte, stellte Palfrader das Arbeitsumfeld Schule in den Mittelpunkt ihrer Ausführungen.

Lehrer bräuchten neben ordentlichen Arbeitsplätzen vor allem mehr Wertschätzung durch die Gesellschaft. Sie werde sich nicht nur als AAB-Landesobfrau sondern auch als Bildungslandesrätin und Präsidentin des Tiroler Landesschulrates dafür einsetzen.‘

Als langjährige Arbeitnehmervertreterin habe sie auch mit dem kürzlich ohne sozialpartnerschaftliche Einigung beschlossenen neuen Lehrerdienstrecht nicht nur bei der Vorgangsweise sondern auch inhaltlich ein Problem.

Als Dank und Anerkennung für ihr langjähriges Wirken im AAB Tirol wurden zwei verdiente Persönlichkeiten aus dem Tiroler Schulwesen ausgezeichnet. LSI Dr. Thomas Plankensteiner erhielt aus den Händen von Bundesobfrau Mikl-Leitner das silberne Ehrenzeichen des ÖAAB verliehen, der ehemalige Präsident des Landesschulrats für Tirol, Dr. Hans Lintner, das goldene Ehrenzeichen. Die Landesfachgruppe der AHS-LehrerInnen gratuliert beiden sehr herzlich dazu!

Wolfgang Türtscher, Obmann der ÖAAB-Lehrer Vorarlberg: Matura unverzichtbar – muss es die Zentralmatura sein?

turtscher wolfgang 2Unterrichtsministerium und BIFIE „können’s nicht!“
„Die Matura – in Österreich 1848/49 fürs Gymnasium eingeführt – ist unverzichtbar, ihre Rolle hat sich allerdings geändert“, kommentiert Wolfgang Türtscher, der Obmann der Vorarlberger ÖAAB-Lehrer, die Debatte um die Reifeprüfung. „Laura Rudas, die die Debatte losgetreten hat, wollte nichts anderes als eine weitere Niveausenkung, wenn sie sagt, ‚Man kann darüber diskutieren, ob man nach acht Jahren Schule noch eine Prüfung braucht‘. Damit stellt sie grundsätzlich Prüfungen als Beleg für erworbenes Wissen und Können infrage, das gälte dann auch für die Fahr-, die Lehrabschluss- und diversen Aufnahmeprüfungen – und das ist leistungsfeindlich!“

Die 1848/49 in Österreich eingeführte Matura regelte die Zulassung zu den Universitäten – vorher hatten alle Studierenden auf der Universität ein viersemestriges „Philosophicum“, eine Art Einführungskurs, zu absolvieren. Diese vier Semester wurden nun dem Gymnasium zugeordnet – und es wurde von sechs auf acht Jahre erweitert. Die Matura hat sich prinzipiell bewährt – doch ihr ehemals ‚elitärer Charakter‘ ging verloren – wir stehen in Österreich heute bei den 18- bis 19-Jährigen bei einer Maturantenquote von 40,2 % – im Burgenland 49 %, in Kärnten 45 % und in Vorarlberg 36 %. Angesichts dieser hohen Zahlen ist es kein Wunder, dass es für einige Studien und alle Fachhochschulen Aufnahmeprüfungen gibt.

„Trotzdem ist die Matura wichtig“, so Türtscher, „sie stellt den Abschluss eines 12- bis 13-jährigen Bildungsgangs dar, eine öffentliche Prüfung, bei der der Kandidat eine Breite an Wissen und Können nachweisen und auch präsentieren können muss, wie das in seinem weiteren Leben nicht mehr der Fall sein wird.“

„Zentralmatura“ wird nicht zu halten sein!
Die sich seit Jahren in Einführung befindliche „Standardisierte kompetenzorientierte Reifeprüfung“ ist – trotz intensiver Bemühungen und Mehrarbeit der damit befassten Lehrer – eine Geschichte von „Pleiten, Pech und Pannen“, die das Unterrichtsministerium und das BIFIE (Bundesinstitut für Bildungsforschung, Innovation und Entwicklung des österreichischen Schulwesens) zu verantworten haben. Die jüngste Fehlleistung – 400.000 vertrauliche Schülerdaten tauchen im Internet auf – beweist, dass eine auch nur ansatzweise professionelle Abwicklung der „Zentralmatura“ nicht gewährleistet ist. „Momentan ist die Gefahr groß“, so Türtscher, „dass die Aufgaben für die Zentralmatura 2015 bereits vor dem Prüfungstermin im Internet verfügbar sind. Damit wäre das Projekt gescheitert und ein ganzer Schülerjahrgang um seine Leistungsbereitschaft betrogen. Das will wohl niemand, deshalb gilt: Das Ministerium und das BIFIE müssen beweisen, dass sie  für die Sicherheit der Daten garantieren können.“

Gerhard Riegler: Romanian Connections

QUINtessenzen

Als die Bombe platzte, dass 37 000 Mailadressen österreichischer Lehrkräfte auf einem rumänischen Server gelandet seien, dachte ich an die „SPAM-Mafia“. War das BIFIE oder das BMUKK gehackt worden, um an Mailadressen für Phishing-Attacken und andere Betrügereien zu gelangen?

Abstract vector color map of Romania country coloured by national flag

Nicht ins Bild passte, dass kurz nach Platzen der medialen Bombe aus dem BIFIE zu vernehmen war, dass der Server in Rumänien abgedreht und die dort befindlichen Daten vorher gelöscht worden seien. Man hat im Lauf der Jahre vom BIFIE einiges erlebt, aber Connections zu rumänischen Hackerkreisen? Diesen Gedanken verwarf ich sofort.

Die Fantasie des Kärntner LSR-Präsidenten Rudolf Altersberger ging offensichtlich noch weiter: „Wenn sogar Angela Merkel abgehört wird.“ Es beruhigte ihn aber die Tatsache, dass es ohnehin nur um persönliche Daten von LehrerInnen ging: „Schlimmer wäre es, wenn bekannt würde, dass ein Schüler Förderbedarf hat oder beim Schulpsychologen war.“ (1)

Nicht die „SPAM-Mafia“, nicht die NSA…

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Der BIFIE-Datenskandal und der Salzburger Finanzskandal – erstaunliche Parallelen

Matthias Hofer

Es ist sind nicht nur der Vorname und die Parteizugehörigkeit, die Unterrichtsministerin Heinisch-Hosek mit der ehemaligen Salzburger Landeshauptfrau Burgstaller gemeinsam hat. Der Umgang der einen Gabi mit dem enormen Datenleck im BIFIE lässt bemerkenswerte Parallelen zum Umgang der anderen Gabi mit dem Salzburger Finanzskandal erkennen.

Da wie dort beginnt die Tragödie mit einer fulminanten Fehleinschätzung. Meinte man anfangs in Salzburg binnen weniger Tage den finanziellen Schaden beziffern zu können, so sprach man in Wien ursprünglich gar nur lapidar von Datenschutzproblemen, die man rasch in den Griff bekomme.

Da wie dort werden die politischen Verantwortungsträger zwar über die bestehenden Probleme informiert, diese beauftragen auch ihre zuständigen Abteilungen mit der Klärung, finden es aber über Wochen und Monate nicht der Mühe wert, sich über den Fortschritt der Problemlösung zu erkundigen.

Da wie dort kommt der Stein erst durch kritische Zeitungsberichte ins Rollen. Selbstredend, dass weder der Landtag bzw. der Nationalrat oder der…

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Helmut Jantschitsch: Präpotenz statt Kompetenz

QUINtessenzen

BM Heinisch-Hosek und das BIFIE, zuständig für die kompetenzorientierte Reifeprüfung, legten in den letzten zehn Wochen eine eher präpotenzorientierte Performance hin, die einem kalte Schauer über den Rücken jagt.

USB key unlocked depicting a loss or risk to personal data

Wie die „Presse“ am 26. Februar 2014 berichtet, hat die Firma Zoe Solutions GmbH, die mit dem BIFIE zusammengearbeitet hat, bereits am 18. Dezember 2013 darauf hingewiesen, dass ungesicherte Daten im Internet aufgetaucht seien. (1) Statt sich für diese wichtige Information zu bedanken und umgehend alle nötigen Schritte einzuleiten, reagierten BM Heinisch-Hosek und das BIFIE mit einer Präpotenz sondergleichen.

Dem Whistleblower wurden vom BIFIE rechtliche Schritte angedroht, sollte es der Firma nicht möglich sein, die „Verstöße zu präzisieren“. In einer Mischung aus Selbstgefälligkeit und gekränkter Eitelkeit dachte man keine Sekunde daran, das Datenleck zu suchen oder gar zu stopfen. Vielmehr drohte man den Störenfrieden mit Gerichtsverfahren und beklagte sich bitterlich darüber, dass Kopien der Alarmschreiben auch der Ministerin geschickt…

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