Unterrichtsministerium und BIFIE „können’s nicht!“
„Die Matura – in Österreich 1848/49 fürs Gymnasium eingeführt – ist unverzichtbar, ihre Rolle hat sich allerdings geändert“, kommentiert Wolfgang Türtscher, der Obmann der Vorarlberger ÖAAB-Lehrer, die Debatte um die Reifeprüfung. „Laura Rudas, die die Debatte losgetreten hat, wollte nichts anderes als eine weitere Niveausenkung, wenn sie sagt, ‚Man kann darüber diskutieren, ob man nach acht Jahren Schule noch eine Prüfung braucht‘. Damit stellt sie grundsätzlich Prüfungen als Beleg für erworbenes Wissen und Können infrage, das gälte dann auch für die Fahr-, die Lehrabschluss- und diversen Aufnahmeprüfungen – und das ist leistungsfeindlich!“
Die 1848/49 in Österreich eingeführte Matura regelte die Zulassung zu den Universitäten – vorher hatten alle Studierenden auf der Universität ein viersemestriges „Philosophicum“, eine Art Einführungskurs, zu absolvieren. Diese vier Semester wurden nun dem Gymnasium zugeordnet – und es wurde von sechs auf acht Jahre erweitert. Die Matura hat sich prinzipiell bewährt – doch ihr ehemals ‚elitärer Charakter‘ ging verloren – wir stehen in Österreich heute bei den 18- bis 19-Jährigen bei einer Maturantenquote von 40,2 % – im Burgenland 49 %, in Kärnten 45 % und in Vorarlberg 36 %. Angesichts dieser hohen Zahlen ist es kein Wunder, dass es für einige Studien und alle Fachhochschulen Aufnahmeprüfungen gibt.
„Trotzdem ist die Matura wichtig“, so Türtscher, „sie stellt den Abschluss eines 12- bis 13-jährigen Bildungsgangs dar, eine öffentliche Prüfung, bei der der Kandidat eine Breite an Wissen und Können nachweisen und auch präsentieren können muss, wie das in seinem weiteren Leben nicht mehr der Fall sein wird.“
„Zentralmatura“ wird nicht zu halten sein!
Die sich seit Jahren in Einführung befindliche „Standardisierte kompetenzorientierte Reifeprüfung“ ist – trotz intensiver Bemühungen und Mehrarbeit der damit befassten Lehrer – eine Geschichte von „Pleiten, Pech und Pannen“, die das Unterrichtsministerium und das BIFIE (Bundesinstitut für Bildungsforschung, Innovation und Entwicklung des österreichischen Schulwesens) zu verantworten haben. Die jüngste Fehlleistung – 400.000 vertrauliche Schülerdaten tauchen im Internet auf – beweist, dass eine auch nur ansatzweise professionelle Abwicklung der „Zentralmatura“ nicht gewährleistet ist. „Momentan ist die Gefahr groß“, so Türtscher, „dass die Aufgaben für die Zentralmatura 2015 bereits vor dem Prüfungstermin im Internet verfügbar sind. Damit wäre das Projekt gescheitert und ein ganzer Schülerjahrgang um seine Leistungsbereitschaft betrogen. Das will wohl niemand, deshalb gilt: Das Ministerium und das BIFIE müssen beweisen, dass sie für die Sicherheit der Daten garantieren können.“